Besuch beim Hilfsprojekt in Uganda

Unsere Kollegin Jana Bulling besuchte zwei Wochen lang das Hilfsprojekt Local Kid in Uganda, das sie privat mit viel Herzblut unterstützt. Nun berichtet sie von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Fröhliches Kinderlachen, tanzen, singen und spielen – noch nie wurde ich so herzlich empfangen wie an diesem warmen Julitag in der ugandischen Kleinstadt Kisoro. Zum ersten Mal betrat ich das Kinderheim, das ich schon zahlreiche Male gesehen hatte – allerdings nur online. Mit offenen Armen begrüßt mich Judith, die Heimmanagerin, und führt mich durch das bunt bemalte Haus. Beim Betreten des Hauses treffe ich auch auf Diana, die sich neben Judith liebevoll um die Kinder im Haus kümmert und beobachte fleißige Erwachsene, die sich an Nähmaschinen versuchen und unter Anleitung ihres Lehrers ihre ersten eigenen Kleider schneidern. Sie besuchen das Educational Program, das von der Hilfsorganisation Local Kid ins Leben gerufen wurde. Local Kid will damit Menschen in Uganda eine Chance geben, sich ein eigenes Geschäft aufzubauen und Geld zu verdienen.

Aber jetzt noch einmal von vorn: Seit mehreren Jahren unterstütze ich von Deutschland aus die kleine Hilfsorganisation Local Kid, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Uganda begleitet. Ich kümmere mich ehrenamtlich um die Social-Media-Kanäle, mache das Marketing, kreiere Flyer und versehe die mit neuem Content. Und ich habe die Patenschaft für das Mädchen Blessing übernommen – ihr Vater ist tot, ihre Mutter sitzt im Gefängnis. Mein Patenkind habe ich auch bei meiner Reise kennengelernt – ein Moment, auf den ich lange hingefiebert habe … doch dazu später mehr.

Gegründet wurde die Organisation 2018 von Chiara Katende, die als Freiwillige nach dem Abitur nach Uganda ging, sich in das Land verliebte, die Batwa Community in Kisoro kennenlernte und es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese zu unterstützen. Die Batwa Community ist ein Pygmäenstamm, der durch eine erzwungene Umsiedlung auf verschiedene Länder verteilt und getrennt wurde. Eine Katastrophe: Durch den Wechsel vom Nomadenvolk in die Zivilisation verloren sie ihre Lebensgrundlage – und im Grunde alles, was sie ausmachte. Ohne Unterstützung oder finanzielle Hilfe verfallen viele von ihnen nun zunehmend dem Alkohol und vergessen ihre Kultur. Sie leben in großer Armut am Rande der Gesellschaft, haben wenig Chancen auf Bildung und können sich so kein Leben aufbauen.

Euphorie und Freude trotz vieler Schicksalsschläge

Local Kid will diese Menschen unterstützen und hat dafür verschiedene Programme ins Leben gerufen. Eines davon ist das Kinderheim, in dem 16 Kinder und Jugendliche ein neues Zuhause gefunden haben, Essen bekommen und von Diana und Judith betreut werden. Durch Local Kid können die Kinder jeden Tag zur Schule gehen und erhalten so die Aussicht auf eine erfolgreiche Zukunft. In den funkelnden Augen der Kinder konnte ich die Freude sehen, die sie haben, wenn sie im Heim sind und zur Schule gehen. Dabei haben viele von ihnen schon in jungen Jahren mehrere Schicksalsschläge erleiden müssen: Ihre Eltern sind von der Armut betroffen, alkohol- oder drogenabhängig durch den Verlust ihrer ganzen Kultur – oder die Eltern sind sogar nicht mehr am Leben und die Kinder allein.

Ich bin von der Stärke und Unbekümmertheit der Kinder beeindruckt. Voller Euphorie empfingen sie mich und meine Begleiterinnen und tanzten mit uns. Sie nahmen uns direkt an die Hand, zeigten uns ihr Zuhause und sangen uns die Lieder vor, die sie in der Schule lernen. Und sie waren so ausgelassen und begeistert – nämlich von unseren Sonnenbrillen, die sie direkt aufsetzten, miteinander teilten und Selfies damit machten. Ich beobachtete, wie gut erzogen und offen die Kinder sind. Sie haben eine enge Bindung zu ihren Betreuer:innen, bedankten sich, wenn sie etwas bekommen hatten und teilten alles miteinander. Bei einem gemeinsamen Ausflug zu einem nahe gelegenen See badeten sie unbekümmert, sprangen ins Wasser, kletterten auf Bäume und freuten sich über die Süßigkeiten, die wir ihnen mitgebracht hatten. So viel Lebenslust, so viel Unbekümmertheit von Menschen, die schon so viel erdulden mussten …

Tanzen, singen und lachen – die Gastfreundschaft in Uganda

Während meiner Zeit in Uganda besuchten wir auch die Batwa-Gemeinden, aus denen die Kinder und Jugendlichen stammen. Auch hier bin ich von der Gastfreundschaft tief berührt, die uns entgegengebracht wurde. Stolz zeigten die Menschen uns ihr Zuhause, ihr Leben am Fuße der Virunga-Vulkane nahe der Grenze zu Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Sie zeigten uns, wie man ohne Streichhölzer Feuer macht und führten ihren traditionellen Tanz auf. Auch wir duften uns am Feuermachen versuchen und schafften es sogar, die Hölzer zum Brennen zu bringen. Es ist nicht das Einzige, was ich in meiner Zeit in Uganda gelernt habe – da ist auch eine Menge Demut, wie selbstverständlich für uns unser reiches und entspanntes Leben in Europa ist und wie einfach doch eigentlich ein herzliches, menschliches Miteinander sein kann …

Direkt neben dem kleinen Dorf der Batwa befindet sich eine Schule, die die Kinder der Gemeinde besuchen. Die Schüler:innen zeigten uns, wie sie Englisch lernen, sangen uns etwas vor und tanzten mit uns. Man sieht ihnen an, wie viel Spaß sie am Lernen haben und wie glücklich sie sind, in die Schule gehen zu können.

Für mich war das ein prägendes Erlebnis. Fasziniert von der Gastfreundschaft der Menschen bin ich gleichzeitig auch geschockt, vor welchen Herausforderungen die Batwa Community steht. In der Trockenzeit – die auch während meines Besuches herrschte – haben sie kaum Wasser, können nichts anbauen und haben dadurch wenig zu essen. Trotzdem verlieren sie nie ihre Lebensfreude. Das finde ich sehr bewundernswert. Ich bin sehr froh, dass die Menschen mit Local Kid unterstützt werden und ihre Kinder durch die Organisation eine Chance auf Bildung und dadurch auf eine Zukunft haben.

„Educational Program“ für die Hilfe zur Selbsthilfe

Nicht nur die Kinder der Batwa Community werden durch Local Kid unterstützt. Ich lernte viele Erwachsene kennen, die am sogenannten Educational Programme der Organisation teilnehmen. In der dreijährigen Ausbildung erlernen sie Berufe wie Schneider:in oder Friseur:in und bekommen von den Lehrer:innen zusätzlich Lesen und Schreiben, Englisch und Rechnen beigebracht. Durch die Ausbildung sollen die Teilnehmenden lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihr eigenes Geld zu verdienen, um ihre Zukunft und die ihrer Familien zu sichern.

Um die verschiedenen Programme finanzieren zu können, ist Local Kid auf Spenden angewiesen. Die Schulgebühren sowie die Heimkosten, Essen, Trinken und Materialien finanziert die Organisation hauptsächlich durch Patenschaften und Einzelspenden. Das Convensis Kollegium und Convensis unterstützt das Projekt mit einer finanziellen Spende. Viele Kolleg:innen haben mir zudem Sachspenden mit nach Uganda gegeben, die ich direkt im Kinderheim abgeben konnte. Wenn auch Sie für Local Kid spenden möchten, können Sie sich über diesen Link mit einer Einzelspende beteiligen. Local Kid freut sich auch sehr über Patenschaften für die Kinder oder Erwachsene im Educational Program. Schreiben Sie bei Interesse gerne direkt an localkid-family@t-online.de oder per Whats App an 0163 / 9232861.

Für mich war die Reise nach Uganda ein unvergessliches und prägendes Erlebnis. Ich fand es toll, alles endlich vor Ort kennenzulernen, zu sehen, wie die Kinder leben und aufwachsen. Besonders gefreut hat es mich, mein Patenkind Blessing kennenzulernen. Sie ist ein offenes und quirliges Kind, trotz ihrer schlimmen Geschichte. Bei Local Kid haben sie und ihre Geschwister ein neues Zuhause gefunden. Diese erlebnisreichen Tage haben mir gezeigt, wie wichtig mein Engagement für den Verein ist und wie viel mir dieser Einsatz auch persönlich bringt – es hat mir den Blick dafür geschärft, was wirklich im Leben zählt. Ich bin froh, Teil von Local Kid zu sein und wünsche mir, dass viele weitere Menschen diese wunderbare Organisation unterstützen.